Bei "Markus Lanz"

Karl Lauterbach wird von Lanz-Gast für das Cannabis-Gesetz attackiert: "Gesetz für Kiffer und Dealer"

17.05.2024, 07.56 Uhr
von Natascha Wittmann

Gesundheitsminister Karl Lauterbach war am Mittwochabend zu Gast bei Markus Lanz und verteidigte seine umstrittene Krankenhausreform und die Cannabis-Legalisierung. 

Lauterbach: "Das sind alles – und bei allem Respekt – Lobbyisten"

Mit der geplanten Krankenhausreform will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach das Gesundheitswesen in Deutschland revolutionieren und grundlegend verbessern. Seine Vision: mehr Spezialkliniken, was im Umkehrschluss bedeutet, dass nicht jedes Krankenhaus künftig jede Behandlung durchführen darf. Markus Lanz stellte in dem Zusammenhang in seiner Sendung am Mittwoch jedoch die berechtigte Frage, ob dies nicht zu einem Nachteil für Menschen auf dem Land werden könnte, die künftig längere Wege fahren müssten, um Spezialbehandlungen zu erhalten.

Im Gespräch mit Lanz stellte Lauterbach jedoch selbstbewusst klar: "Die Reform wird die Qualität der Behandlung verbessern, und das brauchen wir in Deutschland jetzt unbedingt." Zudem sorge die Krankenhausreform dafür, "dass die Krankenhausversorgung effizienter wird", da es "mehr Spezialisierungen" geben werde.

Dies sah Journalistin Antje Höning jedoch anders. Sie behauptete: "Die Unikliniken sind die Gewinner dieser Krankenhausreform. Die kleinen Kliniken, die Kreiskrankenhäuser sind die Verlierer." Als Markus Lanz daraufhin Kritikpunkte seitens der Ärztegewerkschaft sowie des Verbands Leitender Krankenhausärzte vorlas, reagierte Lauterbach beleidigt: "Das sind alles – und bei allem Respekt – Lobbyisten."

Journalistin kritisiert: "Die Krankenhäuser brauchen Geld, und die Leute haben Angst"

Mit seiner Strategie, das Gesetz ohne Zustimmung der Länder durchzubringen, unterstellte Antje Höning dem SPD-Mann, wertvolle Zeit zu verschwenden. "Es sind alleine seit Ende 2022 schon 40 Krankenhäuser pleite gegangen. Die Krankenhäuser brauchen Geld, und die Leute haben Angst", insistierte Höning. Sie ergänzte energisch, dass der Gesundheitsminister die Reform "mit und nicht gegen die Länder" machen müsse, da sie ansonsten scheitern würde: "Die Länder fühlen sich von Ihnen über den Tisch gezogen, weil Sie gesagt haben, wir machen das zustimmungspflichtig. Und jetzt machen Sie es nicht."

Karl Lauterbach zeigte sich davon unbeeindruckt und versicherte, dass alles nach Plan laufe: "Wenn die Krankenhausreform so schnell kommt wie das Cannabis-Gesetz, dann können die Betroffenen, die Patienten und auch die Ärzte das Lachen nicht mehr sein lassen."

Lauterbach erklärte weiter, dass er mit der Reform viele Krankenhäuser auf dem Land durch gewisse Zuschläge retten könne: "Machen wir die Reform nicht, werden die kleinen Häuser sterben. So simpel ist es." Gleichzeitig werde dadurch garantiert, dass "alle schweren Fälle in Spezialkliniken" versorgt werden. Dem konnte Antje Höning jedoch nichts abgewinnen. Sie sagte, dass sie generell für eine Reform sei, es aber falsch finde, "dass der Bund vorgibt, welche Leistungsgruppen welches Krankenhaus hat". Onkologe Michael Baumann sagte dagegen versöhnlich: "Ich bin ein großer Befürworter für Zentrenbildungen, die auch tatsächlich funktionieren und die möglichst viele Menschen in der Bevölkerung erfassen."

Gesünderes Kiffen

Ähnlich hitzig ging es zu, als es um die Cannabis-Freigabe ging. Als Markus Lanz die Frage in den Raum stellte, wie es sein könne, dass Cannabis für 18-Jährige zulässig ist, obwohl der Cannabis-Konsum der Gehirnentwicklung bis zum 25. Lebensjahr schadet, antwortete Karl Lauterbach trocken: "Diese Frage ist berechtigt, aber gut zu erklären, weil die 18- bis 25-Jährigen, die kiffen ja bereits." Mit der Legalisierung wolle man jedoch sicherstellen, dass den jungen Menschen das "besonders sichere Produkt" zur Verfügung gestellt werde – "ohne toxische Beimengungen, hohe Konzentrationen, ohne den Schwarzmarkt und all die Drogen, die drumherum sind".

Von der Argumentation hielt abermals Journalistin Antje Höning wenig. Sie schoss deshalb gegen den Gesundheitsminister: "Dieses Gesetz ist für Kiffer und Dealer ideal, aber nicht für Menschen, denen Sie eine sichere Droge bieten wollen." Karl Lauterbach konterte sichtlich genervt: "Das ist ein Gesetz, das kann man super gut polemisieren." In dem Zusammenhang erklärte er, dass es schon jetzt Alternativen zum Schwarzmarkt gebe: "Selbstanbau ist ja schon erlaubt."

Ein weiterer Einwand von Antje Höning: "Was empfehlen Sie denn, wo man die Samen kaufen soll? Die Baumärkte bieten die nicht an." Während sie von Markus Lanz mit einem herzlichen Lachen belohnt wurde, bekam Höning von Lauterbach einen bösen Blick zugeworfen: "Machen wir uns doch nichts vor! Jetzt rutschen wir wieder in dieses Thema ab. Die Leute kiffen jetzt schon, es steigt der Konsum bei Kindern und Jugendlichen Jahr für Jahr. (...) In zehn Jahren hat der Konsum bei 14- bis 18-Jährigen um 50 Prozent zugenommen. Soll es denn so weitergehen?"

Lanz antwortete trocken: "Ich glaube, es wird so weitergehen." Karl Lauterbach aber beharrte: "Nein, eben nicht".


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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